Ein (etwas anderer) Reisebericht

„Wenn sich eine Tür schließt, dann öffnet sich eine Neue“

Mein Leben lang war ich auf der Flucht. Immer in Eile, sogar im Schlaf. Betäubt durch Rauschmittel, verzweifelt, zerbrochen, verloren und süchtig. Mein Leben lang war ich auf der Flucht. Bis mich mein Weg hierhinführte. Auf blutigen Knien, außer Atem, völlig erschöpft, kam ich hier Ende November 2023 an. Und dieser 15wöchige Aufenthalt sollte mein Leben verändern.
Umgeben von Mauern dieses Anwesens, die Geschichte schreiben, wurde ich von allen vier Seiten gespiegelt …. und gehalten.
In diesem Lebensraum durfte ich endlich ankommen und mir selbst begegnen. Mit all meinen Wunden, Narben und Schattenseiten. Gleichzeitig entdeckte ich aber auch meine Selbstwirksamkeit und meinen Lebensmut wieder.
Endlich in Sicherheit, die ich mein Leben lang verzweifelt gesucht habe. Hier habe ich das erste Mal verstanden und gefühlt, was es heißt, ganzheitlich gesehen zu werden. Denn wenn Suchtmittel gehen, müssen Menschen kommen.
Neben all den stabilisierenden und großartig heilsamen Therapieeinheiten, haben mich drei Menschen besonders behutsam und hochprofessionell getragen. Die Ärzt_innen mit dem Mut, die Traumatherapie zu ermöglichen, die Traumtherapeutin mit der Gabe, meine komplexen traumatischen Wunden zu heilen, und meine Bezugstherapeutin mit Ihrer Ruhe, mich aus meinem Chaos zu befreien. Wenn die Wellen der Überforderung über mir zusammenbrachen, war immer jemand da, der mich sah.
Der Weg da raus, ist der Weg dadurch. Und gemeinsam geht es leichter, als allein.
Nach der langen Flucht bin ich endlich angekommen. Bei mir. Hier bin ich zur Frau geworden, die ich als Kind vermisst habe.
Nun stehe ich hier, umgeben von kraftvollen Frauen aus meiner Gruppe, die mir alle den Rücken stärken auf meinem Weg in ein neues gesundes Leben.
Ich bin Herrin der Lage. Und das werde ich nie wieder vergessen.
DANKE