Am 19. Januar 2021 gegen 9.00 Uhr morgens betrat ich Gut Zissendorf durch das große eiserne Eingangstor.

Bereit für Veränderung.

Zuvor war ich nicht nur unzufrieden, sondern unglücklich und verzweifelt genug, um endlich erkennen zu können, dass meine Sucht mich hindert, mein Leben so zu gestalten, dass es zu mir passt. Heute liegen fast 15 Wochen Therapie hinter mir, in denen ich mir nüchtern, mit all meinen Facetten und Gefühlen begegnet bin. Einige davon haben mich staunen lassen, manche waren und sind noch immer nicht leicht zu akzeptieren.

Meine mitgebrachte Farbpalette enthielt schwarz und weiß. Jetzt entdeckte ich immer neue Varianten von frau, die ich hinzufügen kann. Hier und dort sogar winzige Tropfen bunt dazwischen.

Mein Ziel, so standhaft zu werden, dass ich mich von einem Großteil der Dinge, mit denen ich mich quälte, befreien kann, habe ich erreicht. Darüber freue ich mich.

Viele ganz unterschiedliche Menschen haben mich dabei unterstützt: Meine Mitpatientinnen, besonders die Kolleginnen der Gruppe II. sowie die Mitarbeiter von Zissendorf, jeweils auf ihre individuelle Art und Weise. Dafür bedanke ich mich herzlich.

Dank gilt auch mir selbst – für meinen Mut um Hilfe zu bitten und diese anzunehmen.

Ich spüre wieder Boden unter meinen Füßen, der mich trägt und tragen wird bei all den kleinen Schritten, die ich nun weiter gehen will hin zur sogenannten „zufriedenen Abstinenz“. Das Tempo dabei bestimme ich.

Am 03. Mail 2021 gegen 1.00 Uhr werde ich Gut Zissendorf verlassen, meine neu gemischte Farbpalette im Gepäck.

Meine Sucht wird mich immer begleiten. Das habe ich verstanden und bin einverstanden. Die Friedensverhandlungen laufen.

Euch allen alles Gute! Viel Mut und Vertrauen! Passt gut auf Euch auf!